Translation-Memory-Systeme

Wozu dienen Translation-Memory-Systeme?

Translation-Memory-Systeme wurden aus zwei Gründen entwickelt:

  • Sie sollten ermöglichen, einmal übersetzte Texte bei der Übersetzung des überarbeiteten Dokumentes oder eines ähnlichen Dokumentes automatisch wiederzuverwenden.
  • Sie sollten die Übersetzung außerhalb des DTP-(Formatierungs-)Tools ermöglichen. Ziel war, den übersetzten Text wieder zurück in das Layout fließen lassen zu können, bei möglichst weitgehender Erhaltung des urprünglichen Layouts.

Translation-Memory-Systeme sind damit die Lösung für zwei Probleme, die vorher speziell in der technischen Dokumentation jeder Redakteur kannte:

Problem 1: Überarbeitung eines bereits übersetzten Dokuments

Vor Existenz der Translation-Memory-Systeme war es üblich, das Quelldokument komplett im Erstellungstool zum Übersetzer zu geben, der direkt dort hinein übersetzte und das Layout entsprechend anpasste. Bei der Neuübersetzung eines Dokuments war dies auch kein Problem.

Das Problem entstand erst nach der Überarbeitung des Quelldokumentes. Jetzt musste “nachübersetzt” werden. Nachübersetzen heißt, man gibt das neue Quelldokument und die vorhandene Übersetzung zum Übersetzer, der entweder die Änderungen in die frühere Übersetzung einpflegt und bei der Gelegenheit gleich übersetzt oder die vorhandenen Übersetzungen in das neue Dokument kopiert und die fehlenden Teile dann übersetzt. Hört sich aufwendig und teuer an und ist es auch. Um Kosten zu sparen, wurde daher oft der Weg gewählt, als Redakteur selbst die Änderungen herauszusuchen, nur diese außerhalb des Erstellungstools zum Übersetzen zu geben und sie hinterher selbst wieder einzupflegen. Ist machbar, aber bei entsprechend umfangreichen Dokumenten ausgesprochen zeitraubend.

Problem 2: Übersetzung im DTP-System

Zwei Gründe gab es für den Wunsch, außerhalb des DTP-Systems übersetzen zu können und trotzdem das Layout zu behalten:

  • Früher waren DTP-Systeme häufig sehr teuer und daher beim Übersetzer nicht vorhanden (auch heute kommt das noch vor!). Übersetzte ASCII-Texte aber komplett neu zu layouten, ist zusätzlicher Aufwand.
  • Layoutarbeiten beim Übersetzer sind immer zusätzlicher Aufwand, und wie schön wäre es doch, wenn der Text in der Fremdsprache nach der Übersetzung einfach schon layoutet wäre wie das Quelldokument.

Wie funktioniert ein Translation-Memory-System?

Erfahren Sie hier mehr über das Prinzip und die Funktionsweisen von Translation-Memory-Systemen:

Prinzipielle Funktionsweise

Bei der Erstübersetzung eines Quelldokuments läuft der Übersetzungsprozess folgendermaßen ab:

  • Das Layout wird von Text getrennt.
  • Das Layout wird “gespeichert”.
  • Der Text wird in übersetzbare Einheiten, meistens Sätze, zerlegt (“tagging”).
  • Die Sätze werden im Translation-Memory-Tool übersetzt.
  • Übersetzter Text und gespeichertes Layout werden wieder zusammengeführt.
  • Wo nötig, wird nachlayoutet (Seitenumbruch, Tabellen).

Bei der Folgeübersetzung läuft der Übersetzungsprozess folgendermaßen ab:

  • Das Layout wird von Text getrennt und “gespeichert”.
  • Der Text wird in übersetzbare Einheiten, meistens Sätze, zerlegt (“tagging”).
  • Der Text des neuen Quelldokuments wir Satz für Satz mit dem alten Quelldokument verglichen. Wenn ein Satz im alten Quelldokument vorkommt, wird die entsprechende Übersetzung aus der vorhanden übersetzten Datei herausgesucht und in das neue Textdokument eingefügt.
  • Der Übersetzer erhält also ein gemischtsprachiges Dokument zum Übersetzen im Translation-Memory-Tool: Alle bereits vorhandenen Übersetzungen sind bereits eingefügt.
  • Nach der Übersetzung werden übersetzter Text und gespeichertes Layout wieder zusammengeführt.
  • Wo nötig, wird nachlayoutet (Seitenumbruch, Tabellen).

Die beschriebene Funktionsweise beschreibt die Kernfunktionalität aller Translation-Memory-Systeme. Diese Kernfunktionalität ist in den verschiedenen Systemen mit unterschiedlichen Konzepten realisiert, im Grundprinzip aber überall die gleiche.

Weitere Funktionen von Translation-Memory-Systemen

Zusätzlich zur Kernfunktion gibt es eine Reihe weiterer Funktionen, von denen hier nur die wichtigsten aufgelistet werden können:

  • automatisches Angebot von Übersetzungsvorschlägen: 100%-Wiederholungen, die während der Übersetzung entstanden sind, xx%-Treffer (“Fuzzy Matches”), die der Übersetzer verwenden und anpassen kann
  • Bereitstellung von Terminologievorschlägen aus der mit dem Translation-Memory-System verbundenen Terminologiedatenbank
  • Suchen-und-Ersetzen-Funktionen
  • Rechtschreib- und Formatierungsprüfungen

Welche Translation-Memory-Systeme gibt es?

Die folgende Liste zeigt eine Reihe von Translation-Memory-Systemen.
Die Liste ist alphabetisch und nicht vollständig:

  • across (von Across Systems)
  • Lingo (von MadCap)
  • memoQ (von Kilgray)
  • TRADOS (von SDL)
  • Transit (von STAR)